Nach dem leckeren Abendessen im „The Brass House“ sind wir dann wieder zum Boot zurück spaziert und haben da den Abend gemütlich ausklingen lassen, mit Lesen – und einer heißen Dusche für Mary. Da es etwas kühler geworden war, haben wir die Heizung angeworfen und es war sehr angenehm. Ich habe noch schnell das Boot besser vertäut, da es nach wie vor ziemlich windig war und ich nicht unbedingt während der Nacht durch das Hafenbecken driften wollte.
Hier dann noch ein Blick auf die Cambrian Wharf, wo wir auch hätten festmachen können:
Cambrian Wharf – Birmingham
Hier war es übrigens (noch) voller als im Gas Street Basin, so dass wir kaum einen Liegeplatz hätten finden können. Natürlich hätten wir auch am Kanalufer beim Büro von British Waterways sicher liegen können, aber Gas Street Basin war auch prima.
Für den nächsten Tag war dann geplant, das Boot zu verholen [eben um die Ecke des Worcester & Birmingham Canal herum, weilo wir an unserem jetzigen Platz, wie schon gesagt, nr für 24 Stunden liegen konnten. Und dann wollten wir zu New Street Station gehen, um von da aus mit dem Zug zum Black Country Museum zu fahren.
Nachdem Mary sich ausgeschlafen und der Regen aufgehört hatte, sind wir dann gegen 18:00 Uhr zu einem kleinen Spaziergang aufgebrochen, um die nähere Umgebung zu erkunden.
Hier sind wir hergekommen, zuerst über die Main Line der Birmingham Canal Navigations, und dann über den Worcester & Birmingham Canal.
Wir haben uns nur die nähere Umgebung des Gas Street Basin angesehen, mit der National Indoor Arena an dem einen, der Mailbox – einem Einkaufszentrum – an dem anderen Ende, und dem International Convention Centre dazwischen. In einem kleinen Supermarkt [Tesco’s Express] in der Mailbox habe wir etwas eingekauft: Brot, Bier und Kaffee.Und wir haben uns auch schlau gemacht, wo der nächste Bahnhof [es war New Street Station] war, von wo aus wir am nächsten Tag zum Black Country Living Museum fahren wollten. Dann sind wir zurück auf’s Boot, um die Vorräte zu verstauen und mein Notebook und Mary’s Nook zu holen, denn wir wollten im nahegelegenen Pub „The Tap and Spile“ zum Einen zu Abend essen und zum Anderen den Hotspot da für einen Zugang zum Internet nutzen.
Gegen 13:07 hatten wir an der Kaimauer im Gas Street Basin längsseits festgemacht – wir waren also deutlich schneller als die vorausberechneten 6 Stunden unterwegs gewesen, und das trotz des Umwegs über Tipton. Kurz nachdem wir festgemacht hatten, fing es dann an zu regnen, aber das machte uns ja jetzt nichts mehr aus, und außerdem war es nicht andauernd, sondern in Schauern. Es herrschte allerdings ein ziemlich böiger Wind, sodass das Boot ständig an der Kaimuare „andotzte“.
Während ich ein wenig herumspaziert bin, um eventuell einen anderen, besseren Liegeplatz [an diesem hier würden wir maximal 24 Stunden liegen bleiben dürfen, aber wir wollten ja am nächsten Tag mit dem Zug zum Black Country Museum] zu finden, hat Mary etwas ferngesehen. Hier, mitten in Birmingham, hatten wir nämlich einen guten Empfang. Und was gab’s? Einen Film mit Charlton Heston als Buffalo Bill Cody, in dem auch über Wild Bill Hickok [mit dem Mary ja weitläufig verwandt ist] geredet wurde!
Diese Ausschnittkarte hier [wie immer mit freundlicher Genehmigung von EurEauWeb] zeigt dann, dass wir so wirklich ziemlich mitten im Zentrum von Birmingham waren:
Kanalsystem im Zentrum Birminghams
Gas Street Basin ist ngefähr in der Mitte der Karte, unterhalb des Textes „West Midlands“. Ein weiterer, offiziell empfohlener Liegeplatz wäre etwas weiter nördlich gewesen, Cambrian Wharf [etwa da, wo das große „A“ auf das Büro von British Waterways hinweist]. Diese Karte zeigt dann ganz deutlich, dass es für uns wohl wirklich eine gute Entscheidung war, nicht irgendwo in Tipton, sondern hier zu übernachten, wo wir alle möglichen Einkaufs-, Essens- und Unterhaltungsmöglichkeiten nur ein paar Schritte vom Boot entfernt hatten. Und auch für den nächsten Tag sollte es sich als eine gute Entscheidung erweisen, da wir nur etwa einen guten Kilometer von New Street Station entfernt waren, wo Züge nach Tipton Station [da würden wir für das Black Country Museum aussteigen müssen] im Halbstundentakt abfuhren. Und ein paar Meter südlich, gleich um die Ecke des Kanals, hatte es Waschgelegenheiten, Duschen und Toiletten von British Waterways – auch ein nicht zu verachtender Komfort.
In diesem Bild hier sieht man, wenn auch bei Weitem nicht ideal, dennoch das Zugboot etwas besser:
Butty Boat und Schlepper
Insgesamt waren 5 Mann Besatzung auf den beiden Booten. Ob das auch früher die reguläre Besatzung war, möchte ich bezweifeln, denn so viel würde der Transport bestimmt nicht abwerfen, um die alle zu entlöhnen. Trotz der insgesamt 5 Mann hatten die Jungs übrigens – bei dem herrschendem ziemlich starken (Seiten) wind – manchmal ganz erhebliche Probleme, den Schleppzug um Kurven und unter Brücken hindurch zu manövrieren. Das Butty Boat driftete doch ganz schön stark seitlich ab, und manchmal wurden sie dann auch auf’s Ufer gedrückt und kamen kaum davon los. Unter einer Brücke – mit einem durch den Brückenpfeiler zweigeteilten Fahrwasser – brachte das nicht nur sie, sondern auch uns in Schwierigkeiten. Eigentlich wollten wir hinter ihnen bleiben und das rechte Fahrwasser benutzen, aber dann wurden sie auf’s Ufer gedrückt und saßen da fest. Sie haben uns dann auf das linke Fahrwasser gewiesen, aber genau mitten unter der Brücke, mit einem starken ablandigen Wind schräg von vorn, hat unsere Schraube mal wieder Unrat eingesammelt und unser Vortrieb fiel fast gänzlich aus. Mit dem bischen was wir noch hatten und der Restfahrt habe ich es wenigstens bis ans Kanalufer geschafft, aber da war absolut nichts zum Festmachen. So blieb uns dann nichts Anderes übrig, als mit den Leinen das Boot am Ufer zu halten – eine ganz schön schwere Aufgabe für Mary, da ich mich ja um die Schraube kümmern musste. Ich habe also mal wieder den Schraubenschacht [die Engländer nennen das übrigens „weed hatch„] geöffnet und fand ein großes Stück sehr zäher Plastik [es könnte eine Fußmatte aus einem Auto gewesen sein] um die Schraube gewickelt. Gott sei Dank war es, eben weil es so zäh war, nur relativ lose m die Schraube gewickelt undich konnte es ganz einfach los bekommen, so dass wir schnell wieder flott waren und diese Engstelle, die wir fast blockierten, wieder frei machen konnetn. Trotzdem:wir waren um eine unangenehme Erfahrung reicher.
Das war dann bisher das dritte Mal in drei Tagen, dass ich die Schraube von Unrat befreien musste. Auf der(selben) Tour zehn Jahre vorher war das nicht ein einziges Mal notwendig gewesen. Die Kanäle – insbesondere in Birmingham und Umgebung – waren wirklich voll von Gerümpel. Wir fanden auch mal wieder einen Einkaufswagen mitten im Kanal. Das scheint ein besonders beliebter Sport bei Jugendlichen zu sein, diese bei einem Supermarkt zu klauen und dann in den Kanal zu werfen. Untiefen schienen übrigens besonders unter Brücken vorzukommen.
Mit diesem Zwangsaufenthalt war das Butty Boat mit seinem Schlepper uns wieder voraus, nur um uns dann wieder im Wege zu sein, als wir ins Gas Street Basin einliefen. Aber was soll’s: wir hatten ja Zeit im Überfluss und nach einer „Ehrenrunde“ fanden wir dann einen schönen freien Liegeplatz.
Die Nacht war zwar windig gewesen, und demzufolge war das Boot mal wieder des öfteren gegen das Ufer gebumst, aber wir haben trotzdem gut und verhältnismäßig lange – ich bis gegen 08:30 Uhr morgens – geschlafen. Nach einem leckeren Frühstück [wir beide hatten je eine Scheibe getoastetes Weißbrot mit gebratenen Speckstreifen, und dann hatte Mary eine Scheibe Weißbrot mit knuspriger Erdnussbutter und ich eine Scheiben Weizenbrot mit Lemon Curd] haben wir dann gegen 09:15 abgelegt und uns auf den Weg durch den Netherton Tunnel in Richtung Zentrum von Birmingham gemacht. Hier die Karte [leider mal wieder in einem ziemlich großen Maßstab, aber Detailkarten werden folgen], wie immer mit freundlicher Genehmigung von EurEauWeb:
Diese Strecke würde gut 13 Meilen mit insgesamt 6 Schleusen umfassen, also eine kalkulierte [Meilen plus Schleusen dividiert durch 3] Fahrzeit von etwas über 6 Stunden in Anspruch nehmen. Der Netherton Tunnel lag übrigens gleich um die Ecke. Zum Tunnel sagt nser wasserreiseführer:
„Opened in 1858, the Netherton Tunnel was the last major canal tunnel to be bilt in Britain and, as such, it is suitably grand. At 3027 yards long, it was built with a bore sufficient to allow a towpath on both sides, and when opened was eqipped with gas lighting, later converted to electricity. Although it passes deep underground, it is 453ft above sea level, and was built to relieve congestion in the Dudley Tunnel. It runs on a parallel course, joining the Birmingham Main Line at Dudley Port.“ [Waterways Guide, Vol. 2: Avon, Severn & Birmingham (Cheltenham, 2009), S. 137]
Das Steuern im Kanal brachte die von der früheren Tour her bekannten und daher erwarteten (leichten) Probleme mit sich: man musste zwar mit eingeschaltetem Frontscheinwerfer fahren, aber das half so gut wie gar nicht. Anstatt mich, wie erforderlich, rechts zu halten, bin ich immer wieder nach links abgedriftet. Und wenn ich dann dem linken Ufer zu nah kam, gab’s einen Schwenker nach rechts – bis zum nächsten Mal.nterwegs wrde ich übrigens ganz schön von einem Radfahrer irritiert. Er kam uns entgegen, und ich wusste absolut nicht, was das Licht sein könnte, das uns da entgegen kam. Für ein Boot wäre es nämlich auf der falschen Seite gefahren. Und später irritierte mich das Licht vom Tunnelausgang und die Reflektion auf dem Wasser. Manchmal sah es aus wie ein am Ufer festgemachtes, hellerleuchtetes Boot aus. Auch das wäre dann allerdings auf der falschen Seite des Kanals gewesen. Es dauerte eine ganze Weile, bis mir klar wurde, dass das der Kanalausgang war. Insgesamt dauerte die Fahrt durch den Tunnel – verständlicher weise bin ich deutlich langsamer als die erlaubten drei Meilen pro Stunde gefahren – 50 Minuten, und ich war froh, als wir draußen waren, denn das Steuern im Tunnel verlangte doch eine ganz ergebliche Konzentration. Gelegentlich tröpfelte es übrigens nass von oben: es war empfohlen worden, einen Anorak zu tragen – zu Recht.
Ursprünglich war unser Tagesziel ja Gas Street Basin gewesen, aber nach der Ausfahrt aus dem Tunnel haben wir uns entschlossen, nach links abzubiegen, um näher am Black Country Museum zu übernachten, das wir am nächsten Tag besichtigen wollten. Lt. Wasserreiseführer gab es nur ca. einen Kilometer – also leicht zu Fuß zu erreichen – eine Übernachtungsmöglichkeit in Craggy’s Boatyard. Dort sollte alles – Wasser, Toiletten, Duschen, Strom etc. – zur Verfügung stehen. Aber als wir diesen Bootshafen sahen, haben wir es uns anders überlegt: er sah einfach zu heruntergekommen aus, mehr einem Schrottplatz ähnlich. Und außerdem waren der Hafen sehr voll und die Einfahrt sehr eng: alles wenig einladend, um es einmal vorsichtig auszudrücken. Und weiter in Richtung Black Country Museum wollte ich auch nicht, weil es einerseits drei Schleusen gewesen wären, und ich andererseits auch nicht am Kanalufer im Ortsteil Tipton anlegen wollte, selbst an einem ausgewiesenen Liegeplatz. Es wird für Birmingham, darauf hingewiesen, dass es leicht zu Vandalismus kommen kann, und dass man nur an sicheren Orten festmachen sollte: „Moor only at recognised sites in the city, such as Gas Street, Cambrian Wharf or boatyards (by arrangement).“ Da war mir dann eben doch Gas Street Basin lieber, weil es ein ganz offizieller Liegeplatz mit vielen Booten in einer sehr belebten Gegend ist.
Also hieß es „kehrt Marsch“ – was sich als gar nicht so einfach erwies, denn obwohl der Kanal eigentlich zum Wenden breit genug war, waren die Ufer doch zu flach, und das passte nicht. Ich hatte einfach Angst, den Propeller auf den Steinen der Böschung zu ruinieren. Und so blieb mir nichts Anderes übrig, als ein Stück rückwärts zu fahren – mit einem Narrowboat nie eine leichte Aufgabe – bis ich eine Stelle fand, an der der Kanal breiter war, möglicherweise ein alter, aber jetzt auch etwas verlandeter, Wendeplatz. Aber für die Silver Cygnet – die ja nicht die volle Länge von 70 Fuß hatte – war es ausreichend, und ich konnte wenden. Und dann ging’s wieder zurück, Richtung Gas Street Basin.
Im Nachhinein gesehen war das ein guter Entschluss, denn so hatten wir nicht nur einen verhältnismäßig sicheren Liegeplatz, sondern waren für den Abend auch (fast mitten) im Zentrum von Birmingham, wo wir einerseits nett spazieren gehen und andererseits auch gut zu Abend essen konnten.
Apropos Birmingham und seine Kanäle: angeblich soll es mehr haben als Venedig! Zur Hochzeit des britischen Kanalwesens, um die Mitte des 19. Jahrhunderts, waren es insgesamt über 160 Meilen, und sogar heutzutage sind es immerhin noch über 100 Meilen an Kanalstrecke, die im Netz der Birmingham Canal Navigations [BCN] befahrbar sind.
Dazu sagt unser Wasserreiseführer:
„[…] much has been done in recent years to tidy these up. This is now having a noticeable effect. Where once there were old and run-down relics of industry, there is now much new housing, and stylish industrial estates. Of course, some of the older vestiges of industry can still be found, and we hope that their most charming manifestations are kept for future generations to see and enjoy. But overall (and noting the exceptions and inevitable run-down areas) it is a fascinating environment. Just d0 not treat it like the remoter parts of Cheshire and Shropshire – it will always be subjected to the stresses of inner-city life, and you must exercise caution. But it remains an area of retreat for the harassed city dweller and a new area of exploration for the canal traveller.“ [Waterways Guide, Vo. 2: Avon, Severn & Birmingham (Cheltenham, 2009), S. 37]
Ich kann dem nur zustimmen: es ist ein Teil des Kanalsystems, dass ich auf keinen Fall verpassen möchte.
Windmill End Junction ist wirklich ein sehr ruhiger Liegeplatz, …
Windmill End Junction
… und mit all den Brücken, die noch aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stammen und immer noch absolut gut erhalten sind, auch wunderschön anzusehen. Und die Wegweiser sorgen dafür, dass der Bootstourist sich auch nicht verfährt.
Dazu sagt unser Wasserreiseführer:
„[…] a fine green open space by a lake makes the perfect setting for Windmill End Junction, with cast iron canal bridges and the remains of Cobbs Engine House, its tall chimney still standing. […] the canal sits high on an embankment in what is now a nature reserve, rich in bird and insect life. The Bumblehole Conservation Group Visitor Centre is housed in a building by the junction.“ [Waterways Guide, Vol. 2: Avon, Severn & Birmingham (Cheltenham, 2009), S. 137]
Manchmal fühlt man sich wie in einem grün(-rot)en Tunnel:
Wie in einem Tunnel
Und genau das machte den Reiz dieser gesamten Tour aus: es ging durch verschlafene Dörfer, Aulandschaften am Fluß, vorbei an hochaufragenden Sandsteinfelsen, durch weite Landschaft, durch moderne Großstadarchitektur und durch häßliche Industriebrache – kurzum, durch das gesamte Spektrum, das England zu bieten hat.
Über den Stourbridge Canal, dem wir von Stourton Junction aus folgten, sagte unser Wasserreiseführer Folgendes:
„The Stourbridge Canal leaves the Staffordshire & Worcestershire at Stourton Junction. From the junction the canal runs east and starts at once the climb towards Birmingham. Two locks, split by a short arm, are followed by a busy road bridge, where the towpath turns over to the north bank on a separate iron split bridge. The waterside gardens of Stewponey village accompany the canal through two more locks and then pretty wooded countryside surrounds it all the way to Wordsley Junction. Only the occasional bridge breaks the rural seclusion, and these carry little traffic. The canal approaches Wordsley Junction over a small aquaeduct where the Stourbridge Town Arm branches off immediately beyond the roving bridge, a structure as old as the canal itself. […] The main line continues straight on at Wordsley Junction, starting immediately the climb up 16 locks.“ [Waterways Guide, Vol. 2: Severn, Avon & Birmingham (Cheltenham 2009), S. 132]
Und damit, mit diesem Hinweis auf 16 noch kommende Schleusen – immerhin hatten wir heute ja schon 9 hinter uns gebracht – wussten wir, was uns noch an Arbeit erwarten würde.
Unser Plan: Wir wollten auf dem Staffordshire-and-Worcestershire Canal von Wolverley über Cookley und Kinver nach Stourton, und dann von Stourton Junction aus auf dem Stourbridge Canal so weit aufwärts Richtung Birmingham wie möglich [Maximalziel waren die Delph Locks], mit einer Pause bei den Redhouse Glass Works. Die wollten wir zum Einen besichtigen, und zum Anderen sollte Caryl mit ihren Kindern da von Bord gehen. Sie hatte mit einer Freundin vereinbart, dass sie da abgeholt und zu ihren eigenen Auto, das ja in Wolverley geparkt war, zurückgebracht werden würden.
Für den ersten Teil, auf dem Staffordshire-and-Worcestershire Canal nach Stourton Junction sagt unser Wasserreiseführer:
„Beyond here [Wolverley Lock] the course of the canal becomes really tortuous and narrow as it proceeds up the enclosed and thickly wooded valley, forced into endless diversions by the steep cliffs of friable red sandstone. Vegetation of all kinds clings to these cliffs, giving the impression of jungle foliage. At one point the navigation opens out, becoming momentarily like a normal canal; but soo the rocks and trees encroach again, returning the waterway to its previous constricted width. An impressive promontory of rock compels the canal to double back on itself in a great horseshoe sweep that takes it round to the pretty Debdale Lock. […] Between bridges 26 and 27 the canal passes from Worcestershire into Staffordshire, but the surroundings of this remarkable waterway do not change: it continues through secluded woodlands, the rocky hillside o the east bank steepening as the valley narrows again.
[…]
This stretch of the canal [ab Whittington Lock] begins with yet another delightful scene – on both sides of the canal are cottages, pretty gardens, moored boats and a low bridge. Tall, steep hills rising to over 250ft appear on the east bank. The canal leaves this damp, mossy area and bends round to Kinver Lock. […] Beyond the particularly pretty Hyde Lock, the canal wanders along the edge of woods on the east side of the valley, where in one place the sandstone, eroded away, is supported by brick pillars – it then passes through the charmingly diminutive (25yds long) Dunsley Tunnel, a rough-hewn bore carved out of the rock, with overhanging foliage at each end. The next lock is at Stewponey, accompanied by a toll house.The Stourbridge Canal leaves at Stourton Junctkion, north of the wharf: the first of the many locks that carry this canal up towards Dudley and the Birmingham Canal Navigations is just a few yards away.“
[Waterways Guide, Vol. 2: Severn, Avon & Birmingham (Cheltenham, 2009), S. 112 u. 114]
Der Stourbridge Canal [sowie die in gewissem Sinne unabdingbar dazugehörenden Dudley Canals] waren alle ein Teil des grandiosen Plans, über den Staffordshire-and-Worcestershire canal die Kohlebergwerke von Dudley mit den Glassfabriken in Stourbridge sowie mit der Severn Wasserstraße zu verbinden. Das diesbezügliche Gesetz wurde im Jahr 1776 an ein und demselben Tag verabschiedet. Der Kanal erwies sich schnell als (sehr) profitabel, und um die Einkünfte noch weiter zu steigern, sollte mit Hilfe des Dudley Tunnels [diese Route wurde 1792 eröffnet] eine Verbindung zum Kanalnetz von Birmingham hergestellt werden. Die Einnahmen stiegen ständig, und auch die Eröffnung des Worcester-and-Birmingham Canals im Jahre 1815 tat dem keinen Abbruch. Erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts ließ die Konkurrenz der Eisenbahnen die Einnahmen zurückgehen, aber der Stourbridge Canal blieb profitabel und behielt seine Unabhängigkeit bis zur Nationalisierung im Jahre 1948. Der Kanal verfiel danach schnell, und war ab 1950 nicht mehr zu benutzen. Im Jahre 1964 begann dann die Restaurierung durch die Staffordshire & Worcestershire Canal Society und heutzutage sind diese Kanäle wieder eine nützliche Route zwischen dem Severn und dem Kanalsysten von Birmingham.
Wir hätten zwar auch dem Staffordshire & Worcestershire Canal weiter nach Norden folgen und von das aus in Kanalnetz von Birmingham gelangen können, aber ich wollte gerne einen der längsten Tunnel im englischen Kanalsystem, den Netherton Tunnel [9081 Fuß = 2768 Meter] „mitnehmen“ und natürlich auch wie schon gesagt – die Redhouse Glass Works besichtigen. Also sind wir eben bei Stourton Junction in den Stourbridge Canal abgebogen. In der zweiten Schleuse direkt nach Einfahrt in den Stourbridge Canal ereilte uns dann das Schicksal, und bei der Ausfahrt saßen wir „op Schiet“, wie man so sagt. Natürlich ist Grundberührung NIE Schuld des Skippers, 😉 aber diesmal bin ich mir wirklich keiner Schuld bewusst. Ich kann den Verdacht einfach nicht loswerden, dass irgendetwas mit der Schleuse nicht in Ordnung war. Sobald wir das obere Schleusentor geöffnet hatten, lief das Wasser in der Schleuse und im Pool oberhalb rapide ab. Es sank um schätzungsweise einen Fuß oder mehr, und das war nicht mehr genug, und wir saßen auf. Und das natürlich auch genau in der Ausfahrt der Schleuse, sodass wir das obere Tor auch nicht mehr schließen konnten. Ich habe mehr als einmal überprüft, ob ich auch das untere Tor bzw. die Gatter wirklich richtig geschlossen hatte, konnte aber beim besten Willen keinen Fehler meinerseits finden. Aber auch nicht, woran es nun lag. Wir haben dann versucht, denn Pool wieder zu füllen, indem wir die nächste Schleuse haben voll- und dann leerlaufen lassen, aber das hat nicht geholfen. Eine Schleusenfüllung war einfach nicht genug, um den Wasserstand in unserem Pool soweit anzuheben, dass wir wieder flott waren. Und ehe die obere Schleuse erneut voll- und wieder leergelaufen war, war das bisschen Wasserüberschuss aus unserem Pool auch schon wieder ganz abgelaufen. Ein Anwohner, der von seinem Garten am Kanalufer aus unsere missliche Situation sah und das Problem wohl schon kannte, gab uns dann den Rat, bei der oberen Schleuse die oberen und unteren Gatter gleichzeitig zu öffnen, sodass das Wasser einfach durchlaufen konnte. Und das half, wenn es den Wasserstand in unserem Pool auch nicht besonders erhöhte, aber es reichte gerade mal so eben, um mit Vollast der Maschine und ständigem „Schubbern“ über die Steine ganz langsam in den tieferen Teil des Pools und dann in die nächste Schleusenkammer zu kommen. Es tat mir in der Seele weh, die Schraube auf Steine schlagen zu hören, und außerdem konnte man riechen, dass die Maschine anfing, sich zu überhitzen. Aber wir haben es geschafft, auch wenn uns das Ganze (fast) eine Stunde Verzögerung gekostet hat. Aber besser als festsitzen und um Hilfe telefonieren zu müssen. Und die Nachwirkungen unseres Wasserverbrauchs konntenwir dann bei der Weiterfahrt sehen: der Wasserstand im Kanal oberhalb war deutlich niedriger als normal. Ein seltsames Gefühl mit dem Vortrieb blieb aber bestehen und bei unserer Pause bei den Red Cone Glassworks habe ich dann den Schiffspropeller gecheckt und jede Menge Unrat [Schilf und Plastik] aus der Schiffsschraube entfernt.