England-Reise Frühjahr 2011 [280]

Donnerstag, der 26. Mai 2011, war unser letzter „richtiger“ Tag dieser wunderbaren Bootstour. „Richtig“ deswegen, weil wir am darauffolgenden Freitag zwar den gesamten Tag auf dem Boot verbringen würden, aber am Abend schon in der Ausgangsbasis bei Anglo-Welsh in Wootton Wawen sein wollten. Die Rückgabe des Bootes war lt. Chartervertrag zwar erst für Samstagmorgen, 09:00 Uhr, vorgesehen, aber da man bis zu diesem Zeitpunkt das Boot übergabeklar haben musste, machte es in unseren Augen keinen Sinn, irgendwo kurz vor Wootton Wawen zu übernachten, extrem früh auszustehen, nach Wootton Wawen zu fahren und dann da in Hektik unsere Sachen zu packen, ins Auto zu laden, das Boot zu fegen und es dann pünktlich um 9 zu übergeben. Das hätte doch ganz gegen unsere Regel, auf dieser Narrowboat-Tour die „Entdeckung der Langsamkeit“ zu genießen, verstoßen. Also war unser Tagesziel für heute das Fleur de Lis in Lowsonford, ein Pub, der für seine Pies berühmt ist. Und von da aus würde es dann am nächsten Tag eine einfache Tagesetappe nach Wootton Wawen sein.

Hier die Karte für den heutigen Tag, von Hockley Heath nach Lowsonford, wie immer mit freundlicher Genehmigung von EureauWeb:

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Hockley Heath bis Lowsonford

Dieser Tag sollte es, mit 29 Schleusen [davon ganze 26 alleine im „Lapworth Flight“, der „Schleusentreppe“ bei Lapworth] auf nur etwas über 4 Meilen, noch einmal so richtig in sich haben – auch deswegen eben unser letzter „richtiger“ Tag auf dem Boot.

Mary meinte zu all den Schleusen in ihrem Tagebuch, „Should wear my ‚lock labourer‘ button today„. Wir hatten nämlich irgendwo unterwegs Buttons aufgetrieben, mit „Captain“ für mich und „Lock Labourer“ für sie, da es ja meistens sie war, die die Schleusen bediente, weil sie mit dem Steuern des Bootes so ihre Probleme hatte. Aber der Captain war natürlich immer hilfsbereit.  😉  Im Ernst, fast immer bin ich ausgestiegen und habe beim Bedienen der Schleusen geholfen. Der Vorteil dieser engen Schleusen, in die das Boot einmal gerade so hineinpasst, ist nämlich, dass man es einfach absinken oder aufsteigen lassen kann, wenn man nur sicherstellt, dass es sich nur wenig vor- und achteraus bewegen kann.

Und so haben wir uns dann, fast wie immer, gegen 09:10 Uhr, mit dem Boot auf den Weg gemacht, nachdem wir uns mit einem guten Frühstück gestärkt hatten und nich einmal kurz ins Dorf spaziert waren, um Postkarten in den Briefkasten zu werfen. Das Wetter [mit einem ziemlich dramatischen Fall über Nacht hatte das Barometer es schon angekündigt] hatte sich stark verschlechtert: schon auf dem Weg zur Post fielen die ersten Tropfen, der Himmel war voller düsterer Wolken, und es war kalt. Später sollten dann auch noch richtige starker Regen, Windböen und sogar Hagel dazu kommen. Aber, wie man so schön sagt, es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur falsche Kleidung. Aber wir waren gerüstet: abgesehen von den eigenen Anoraks gab es auf dem Boot auch Ölzeug zumindest für das arme Schwein, das als Rudergänger draußen stehen muss.  😉  Und während des – Gott sei Dank nur kurzen – Hagelschauers haben wir einfach am Kanalufer festgemacht, uns in die gemütlich warme Kajüte verzogen und zu Mittag gegessen.

England-Reise Frühjahr 2011 [279]

Und dann wurde es, nachdem wir unsere Einkäufe auf’s Boot gebracht und verstaut sowie Mary’s Nook [E-Book Reader] geholt hatten [den wollten wir im Restaurant aufladen], Zweit, zum Abendessen in die „Wharf Tavern“ zu gehen.

Wharf Tavern
Wharf Tavern

Das Essen erwies sich – wieder einmal, wie bisher in (fast) ausnahmslos allen Pubs, die wir unterwegs aufgesucht hatten – als ganz ausgezeichnet. Als Vorspeise hatte Mary eine Broccoli-Käse-Suppe und ich hatte frittierte Champignons mit Knoblauchsoße gewählt. Und als Hauptgericht haben wir beide uns dann am „Carvery“ Büffet [da wird direkt im Restaurant am offenen Grill Fleisch am Spieß zubereitet, aufgescnitten und serviert Roast Beef und Schweineschinken ausgewählt. Als Beilagen gab es ausgewählte Gemüse und, wie es sich bei Roast Beef gehört, Yorkshire Pudding, also Teig im Bratfett ausgebacken. Als Alternative dazu hätte es auch „Sage & Bread Stuffing Balls“ [das waren Bällchen aus Semmelbröseln, mit Salbei gewürzt und dann frittiert] gegeben. Weitere Alternativen für’s „Drumherum“ waren: Erbsen, Möhren, Kohl, Kartoffelpürree, gekochte Kartoffeln und Bratensaft. Da sage noch einer etwas Negatives über die englische Küche! Wir haben auf jeden Fall mal wieder ein vorzügliches Essen genossen.

Und so ging mal wieder ein wunderbarer Tag zu Ende.

England-Reise Frühjahr 2011 [278]

Unser Tagesziel, Hockley Heath, ist erreicht:

Hockley Heath
Am Kanalufer in Hockley Heath festgemacht

Im Verlauf des Tages war der Kanal – der Reiseführer hatte es ja schon angedeutet – landschaftlich immer schöner geworden. Und mit dem Verlassen des Bereichs der Großstadt Birmingham fanden sich dann auch deutlich weniger Unrat und Gerümpel im Kanal. Auch die Schleusen waren leichter zu bedienen, da die unteren Tore hier auf dem Stratford-on-Avon Canal zweigeteilt und damit sehr schmal und „leicht“ waren. Nur die Gatter waren sehr schwergängig und erforderten reichlich Kraftaufwand, „elbow grease„, wie man hierzulande sagt.

Um 16:35 waren wir dann an unserem Tagesziel, Hockley Heath, und haben am Kanalufer kurz vor der Brücke Nummer 25 festgemacht. Die Brücken auf dem Kanalabschnitt zwischen King’s Norton und Lapworth sind übrigens breiter als auf dem unteren Teildes Kanals zwischen Lapworth und Stratford-upon-Avon, weil dieser Teil ursprünglich für breitere Boote geplant war. Die Brücken hatte man entsprechend schon gebaut, aber dann wurde der Kanal doch nur für die schmalen „Narrowboats“ gebaut – aus Kostengründen. Vor unserem Boot zweigt nach links ein alter, kurzer Stichkanal ab, der früher zu einem Kohlenkai führte, und jetzt direkt unterhalb der „Wharf Tavern“ endete – allerdings zu seicht als dass wir da hätten anlegen können.

Für ein Abendessen waren wir noch etwas früh dran, aber auf ein Bier und eine Limonade sind wir doch schon in die „Wharf Tavern“ gezogen. Und danach sidn wir dann ein wenig in den Ort spaziert und haben in einem kleinen Laden ein paar Dinge [Tageszeitung („The Daily Telegraph„), und Kit-Kat] eingekauft und in der Post ein paar Briefmarken.

England-Reise Frühjahr 2011 [268]

Am nächsten Morgen, gegen 09:00 Uhr, ging’s dann weiter, zunächst auf dem Worcester & Birmingham Canal, zu Cadbury’s World, wo wir dem Schokoladenmuseum und -laden einen Besuch abstatten wollten. Anschließend sollte es auf dem Stratford-on-Avon Canal [und damit kündigt sich so langsam schon das Ende unseres Bootsurlaubs an, denn auf diesem Kanal hatten wir ja angefangen] nach Hockley Heath gehen. Hier die Karte [leider in einem ziemlich großen Maßstab, aber für eine Übersicht dennoch gut genug, hoffe ich] dazu, wie immer mit freundlicher Genehmigung von EureauWeb:

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Gas Street Basin bis Hockley Heath

Der Worcester & Birmingham Canal wurde 1791 trotz des erbitterten Widerstandes derEigentümer des Staffordshire & Worcestershire Canal, die geschäftliche Einbußen befürchteten, genehmigt. Ein Riesenproblem war das Landschaftsprofil bei Tardebigge, das insgesamt 58 Schleusen – die größte Schleusentreppe im britischen Kanalsystem – nötig machten. 1815 wurde der Kanal fertiggestellt und erwies sich, trotz der enorm hohen Baukosten von £610.000 als Erfolg. Kurz nach Beginn des 20. Jahrhunderts ging das Verkehrsaufkommen auf diesem Kanal dann allerdings langsam, aber stetig zurück, obwohl er bis 1964 in kommerzieller Nutzung blieb.

Kurz nach Verlassen des Gas Street Basins empfing uns dann wieder das vom Kanalsystem in und um Birmingham gewohnte Bild: der Kanal war relativ seicht, schmal und voll von Unrat – leider! Was unserer Stimmung an einem zwar kühlen, aber sonnigen Tag aber keinen Abbruch tat.