Ein ganz besonderer Ort – voller Ruhe – ist der Kreuzgang der Kathedrale von Worcester:
Kathedrale von Worcester: Kreuzgang
Für mehr als die Kathedrale – ich hätte sehr gerne auch noch die Royal Worcester Porcelain Works besichtigt – hatten wir allerdings leider keine Zeit, da wir an diesem Tag ja unbedingt noch Kidderminster erreichen wollten.
In der „Lady Chapel“ findet sich auch das Grabmal König Johns II:
Das Grabmal König John’s II
König John II, auch John Lackland [Ohneland] genannt, der Bruder, Stellvertreter und Nachfolger König Richards I [Richard Löwenherz], hatte in seinem Testament verfügt, hier in der Kathedrale von Worcester beigesetzt zu werden.
Und drinnen sah es dann nicht weniger imposant aus als draußen:
Die Kathedrale von Worcester: das Hauptschiff
Die englische Gothik wirkt für mich immer etwas gedrungener und nicht so ganz hochaufragend wie die auf dem Kontinent, z.B. im Kölner Dom, aber sie ist dennoch imposant anzusehen und lichtdurchflutet, wesentlich heller innen als die normannisch-romanischen Kirchen Englands. Faszinierend find ich auch immer wieder, was mittelalterliche Ingenieurskunst zu leisten imstande war. Wir sind heutzutage viel zu schnell der Meinung, das Mittelalter sein rückständig gewesen, aber ein Bauwerk wie diese Kathedrale von Worcester belehrt uns da doch ganz schnell eines Anderen.
Zur Kathedrale: „Rising above the River Severn, Worcester’s majestic cathedral is best know as the final resting-place of Magna Charta signatory King John, damned by history for attempting to seize the throne while his brother Richard the Lionheart was fighting in the Crusades. At least that’s what the Robin Hood version of history would have you believe – the real King John was no worse that his father, Henry II, and certainly no worse than his brother Richard, who spoke little English, lived in France and was responsible for massacres across England and the Middle East.
John’s tomb is just one of the many grand memorials dotted around the cathedral, from the ostentatious mausoleums of bishops and earls to the worn graves of forgotten Crusader knights. Beneath it all is an atmospheric crypt, constructed in 1084 by St Wulfstan, the only Saxon bishop to hang on to his seat after the Norman invasion. Other highlights include a charming cloister and a 12th-century circular chapterhouse.“ [England, ed. David Else e.a. (6th ed., London 2011), p. 531]
… passiert und sind gar nicht mehr weit von unserem geplanten Liegeplatz entfernt.
Zu Worcester: „Worcester has enough historic treasures to forgive the architectural eyesores thrown up during the postwar love affair with all things concrete. he home of Lea & Perrins and that famous sauce (an unlikely combination of fermented tamarinds and anchovies), this ancient cathedreal city was the site of the last battle of the Civil War. The defeated Charles II only narrowly escaped the prusuing Roundsheads by hiding in an oak tree, an event still celebrated in Worcester every 29 May, when government buildings are decked out with oak sprigs.“ [England, ed. David Else e.a (6th ed., London 2011), p. 531]
Und dann – wir wollten ja noch nach Worcester, eine Strecke von 17 Meilen mit allerdings nur zwei Schleusen, also eine kalkulierten Fahrtdauer von etwa 6 Stunden – war es an der Zeit aufzubrechen. Um 12:30 Uhr hieß es „Leinen los!“, und um 12:45 Uhr waren wir an der Schleuse vom Avon in den Severn – nur um feststellen zu müssen, dass wir ein paar Minuten zu spät dran waren: der Schleusenwärter [hier in Tewkesbury ist der einzige noch vorhandene Schleusenwärter auf dem gesamten Avon] hatte von 13 bis 14 Uhr Mittagspause, und die letzte Schleusung ist eine Viertelstunde vor Beginn der Mittagspause. Die hatten wir dann wohl ganz eben verpasst. Also hieß es anlegen und sich in Geduld üben. Narrowboat-Reisen heißt eben „Eile mit Weile!“ und ist gerade deshald so erholsam – wenn man denn abschalten und die Hektik des Alltaglslebens hinter sich lassen kann, was uns überhaupt nicht schwer gefallen ist. Während wir also vor der Schleuse am Ufer lagen, fing es übrigens an zu regnen. Gott sei Dank aber weder viel noch lange. Und dann, pünktlich um 14:00 Uhr. kam der Schleusenwärter und wir wurden ein paar Fuß tiefer auf das Niveau des Severn heruntergeschleust.
In der Schleuse in Tewkesbury
Hier sehen wir dann auch Edie – den Bordhund – und unsere Mitfahrer seit Wyre Piddle zum letzten Mal: sie fuhren den Severn abwärts nach Gloucester, während wir ja nach Worcester, also flussaufwärts wollten.
Der Schleusenwärter meinte übrigens, wir würden es wohl kaum bis Worcester schaffen, da die Schleuse von Diglis [direkt vor Worcester] repariert würde und daher nur alle 4 Stunden geschleust würde. Er riet uns, in Upton-upon-Severn zu übernachten, aber wir wollte auf jeden Fall näher an Worcester herankommen. Auf dem Severn haben wir dann etwas „auf die Tube gedrückt“ – abr davon später, bei den Bildern vom Severn.
Nach langer Fahrt – insgesamt waren wir ja etwa 14 Stunden unterwegs gewesen – waren wir dann endlich da, und unser Hotel [Salford Hall Hotel] präsentierte sich durch den Torbogen [nicht die Autozufahrt, sondern nur ein Fußweg] des „Tudor Court“ so:
Salford Hall Hotel: Blick auf das Hauptgebäude durch den Torbogen des Tudor Court
„Salford Hall Hotel- a fascinating Tudor manor almost unchanged by time.
Lovingly restored as a beautiful hotel located in the heart of Worcestershire close to Stratford upon Avon, Worcester and Evesham. The hotel holds a Grade 1 listing for architectural and historical interest and lies close to Stratford Upon Avon and Broadway, and the whole of the lovely Cotswolds and Shakespeare country are on the doorstep.
Salford Hall was originally built as a guest residence for the monks of nearby Evesham Abbey, probably in the time when Richard Hawkesbury was Abbott. Like many a mediaeval Friar Tuck he was noted for good living. It seems appropriate that the Hall should now become a luxury hotel since its founder had such a reputation for extravagant living.„
Natürlich ist das, wie in jedem Werbeprospekt, etwas hochtrabend formuliert, aber das Hotel hat schon wirklich etwas Besonderes. Was mich daran immer wieder – ich war da ja schließlich schon in den 80er Jahren – fasziniert: wir waren im „Neubau“ untergebracht – und der datiert von 1602! Und was die Restaurierung des Gebäudes angeht: das ist wirklich ausgezeichnet gelungen. Mich beeindrucken immer wieder die alten, schwarz gestrichenen Holzbalken und die verwinkelten Treppen und Korridore.Wie ich in einem Forum gelesen habe, „The hotel is a rabbit warren of nooks, crannies and rooms, chilling orginal staircases and the most impressive priest hole I have ever seen!“ Und bei allem Alter: es ist absolut komfortabel und, was die „amenities“ angeht, auf dem neuesten Stand.
Der Empfang war, wie es sich für ein Hotel dieser Klasse gehört, freundlich und zuvorkommend. Ein „Problem“ gab’s aber doch: man konnte meine Vorausbuchung nicht finden – jedenfalls nicht unter Wilhelm P. Vins. Und das, obwohl ich die ausgedruckte Buchungsbestätigung hatte. Na ja, mit dem Buchungscode auf dem Ausdruck und der Hilfe einer zweiten Person an der Rezeption konnte sich der Manager in das Buchungssystem von Best Western einloggen und fand da des Rätsels Lösung: ich hatte zwar unter meinem Namen und auch mit meiner Kreditkarte gebucht, dann aber Mary’s Best Western Bonuskartennummer angegeben, und damit war die Registrierung vom System automatisch af Mary Hickok gebucht worden. Davon stand allerdings nichts auf dem Ausdruck meiner Reservierung. Nachdem das „Problem“ also schnell geklärt war, haben wir – mit Hilfe des Menschen an der Rezeption – unser gesamtes Gepäck [wir hatten eigentlich idiotisch gepackt, nämlich unsortiert, anstatt einen kleinen Koffer nur für die erste Nacht zu haben] zwei Etagen hoch über die etwas enge und verwinkelte Treppe in unser Zimmer geschafft – in ein Zimer, das uns ein ganz wohlwollendes „oh“ und „ah“ entlockte.
Wozu wir, müde wie wir nach der langen Fahrt waren, dann aber keine Lust mehr hatten, war, uns zu „restaurieren“ und umzuziehen und dann im „Stanford Room„, dem Restaurant des Hotels, unser Abendessen einzunehmen. Es wäre ja auch ein sehr spätes Abendessen geworden, und das liegt uns ohnehin nicht. So haben wir dann einfach auf dem Zimmer unseren restlichen Tagesproviant verzehrt, und ich habe mir aus der Bar zwei gute Gläser Bier geholt: endlich mal wieder „a pint of bittter„! Da hatte ich ja nun Jahre drauf gewartet. So kann ich leider nichts über die Qualität des Essens sagen, das sich auch bei unserem Aufenthalt im Hotel nach unserer Bootstour leider keine Gelegenheit ergab, dort zu Abend zu essen: am ersten Abend unseres zweiten Aufenthalts da hatten sie da eine größere Gesellschaft genau zu der Zeit, zu der wir gerne essen wollten [und für später hatten wir keine Lust], und an den folgenden Abenden kamen wir erst zu spät von useren Ausflügen zurück. Schade drum, denn die Speisekarte sah gut aus: „französisch angehauchte“ englische Küche.
Dass wir beim unserer zweiten Ankunft nicht zur von uns gewünschten Zeit zu Abend essen konnten, hat uns zunächst etwas enttäuscht, denn die vorgebuchte Gesellschaft hatte nur 27 Personen – und im „Stanford Room“ gibt es mehr als 27 Plätze, und darüberhinaus hat das Hotel zwei Restaurants. Da hatten wir nun doch gedacht, man könne uns zwei zusätzlich zu den 27 anderen Gästen noch versorgen. Aber wie uns der General Manager von Best Western in einer E-Mail erklärte, nachdem ich in meiner Beantwortung des Fragebogens zur Qualität des Hotels darauf hingewiesen hatte, war es eher, dass man uns nicht zu lange auf unser Essen warten lassen wollte, weil ja nun einmal die Mitglieder der vorgebuchten Gruppe alle zur selben Zeit ihr Essen bekommen sollten. Wenn es nicht so viele Personen auf einmal sind, dann hat es die Küche ja wirklich leichter, in angemessener Zeit das Essen bereitzustellen. Ich fand es übrigens sehr bemerkenswert, dass das management mir diese E-Mail zukommen ließ, nachdem ich einen Online-Fragebogen ausgefüllt hatte. Man achtet da wohl doch noch auf Kundenbindung.
Mehr über Abbot’s Salford, Salford Hall und den Erbauer des „Neubaus“, John Alderford, findet sich hier.